Sceletium tortuosum Pulver (5g)
Kanna, auch Sceletium tortuosum genannt, ist die weitverbreitetste Pflanzenart aus der Gattung der Mittagsblumengewächse. Aufgrund ihrer Fähigkeit der besonderen Wasserspeicherung ist sie zudem ein Mitglied der Gruppe der Sukkulenten. In der von Juli bis September reichenden Blütezeit bildet sie weiße bis blassgelbe, lachs- oder rosafarbene Blütenblätter, die spitz zulaufendend geformt sind. Die kriechende und selten kletternde Pflanze besitzt während ihre Blüte kleine Früchte, bei denen es sich um Kapselfrüchte handelt, welche die Samen in Kammern umschließen. Kanna gedeiht in Südafrika vom Namaqualand bis nach Montagu und Aberdeen.
Die Khoikhoi verwendeten die oberirdischen Pflanzenteile in fermentierter und getrockneter Form zum Schnupfen, Kauen oder in Rauchmischungen. Als die Holländer Südafrika besetzten, kamen sie alsbald in Kontakt mit den Khoikhoi und fingen in überheblicher Kolonialmanier an, für Menschen sowie Botanik neue Termini zu verteilen. Die Khoikhoi wurden zu den „Hottentotten“ und Kanna wurde in „Kougoed“ umbenannt. Jene Bedeutung ist nahezu wortverwandt mit „Kaugut“, also etwas, was in gekautem Zustand seine Wirkung entfaltet, wie es die Khoikhoi bereits lange traditionell gehandhabt hatten. Der Begriff „Khoikhoi“ ist ursprünglich ein Sammelbegriff für kulturell und sprachlich verwandte Völker in Südafrika und Namibia.
Die Khoikhoi sollen Kanna nach einer ihnen heiligen Antilope benannt haben. Auch sie trug, so munkelt man, den Namen Kanna und wurde im rituellen Kontext gejagt. Um lange Distanzen bei großer Hitze zu Fuß zurückzulegen, mussten aufkommende Hunger- und Durstgefühle unter Kontrolle gehalten werden. Für diesen Zweck wurde Kanna eingesetzt. Die Blätter wurden zunächst fermentiert und unterwegs gekaut. Auch die Stimmung bei einem mühsamen Unterfangen wie diesem konnte gehoben werden. Bei Kämpfen wird Kanna nachgesagt, eine Angst- und stressunterdrückende Wirkung hervorgerufen zu haben. Siegesfeiern sowie Zeremonien, welche die Rückkehr der Jäger und Krieger zelebrierten, bereicherte die Pflanze durch entspannende, euphorisierende und traumähnliche Wirkungsaspekte. Zudem wurde Kanna mit Cannabis gemischt und geraucht, was die Wirkung des Cannabis verstärken sollte.
Im afrikanischen Raum ist Kanna als traditionelles Heilmittel gegen Bauchschmerzen, zur Beruhigung von Kindern und gegen Ängste sowie depressive Verstimmungen beliebt. In kleinen Mengen spricht man dabei von einer beruhigenden Wirkung, in höheren Dosen ruft es Euphorie hervor. Das Gewächs, welches bis dato hohes Ansehen als Heilpflanze genießt, kommt in natürlicher Form nicht mehr allzu häufig vor. Selten und begehrt kann es jedoch durch Samen vermehrt werden, mit denen in gleicher Weise wie mit jenen von Kakteen zu verfahren ist.
Die Hauptalkaloide der Kanna-Pflanze sind Mesembrin, Mesembrenin und Tortuosamin.
Mesembrin soll sowohl sedierend wie auch stimulierend wirken, indem es die Serotonintransporter blockiert. Dies führt dazu, dass der Wirkstoff im Körper des Konsumenten länger verfügbar ist. Es wird zunächst von angeregten, sinnesschärfenden und tonisierenden Zuständen berichtet, ehe ein Übergang in den entspannten Zustand eintritt. Diverse Trip-Erfahrungen im Internet, welche die Wirkungsweise von Kanna mit MDMA vergleichen, decken sich somit mit den historischen sowie lokal weit entfernten Erlebnissen der Urvölker.
In unseren Breiten greift man zur getrockneten und zu Pulver verarbeiteten Pflanze. Dosierungen variieren je nach erwünschtem Zustand. Auch Extrakte sind erhältlich. Kleinere Dosierungen können ohne Bedenken im Alltag zur Beruhigung eingesetzt werden. Der angenehme Zustand kann dem Konsumenten dienlich sein, kann jedoch ins Gegenteil kippen, wenn mit bestimmten Stoffen, welche eine Verbesserung des psychischen Wohlergehens erzeugen sollen, experimentiert wird – diese verstärken nämlich die Wirkung von Kanna. Von einem solchen Mischkonsum ist daher dringlich abzuraten. Jene mit Vorsicht zu genießenden Substanzen können Psychopharmaka sein, aber auch ethnobotanische Schätze wie Steppenraute, Yohimbe und Ayahuascaliane. Zu den gefährlichen Folgen eines solchen Mischkonsums zählen mitunter Unruhe, Muskelzuckungen, starkes Schwitzen, Schüttelfrost und zittrige Extremitäten. Auch neuromotorische und kognitive Störungen wurden beobachtet. Ein weniger bedenklicher Kombi-Konsum, der nicht allzu bedrohlich, aber ungut für den Magen ist, besteht aus Cannabis oder Alkohol. Wer allzu sehr an seinem Mageninhalt hängt, sollte dies eventuell umgehen. Für die Outlaws unter uns bleibt jedoch zu sagen, dass auch die Khoikhoi beide Pflanzen gemeinsam rauchten und rauchen.
Betrachten wir die einzelnen Anwendungsmöglichkeiten einmal genauer:
In gekauter Form empfiehlt sich ein halber Teelöffel Kanna-Pulver.
Um das Pulver besser kauen zu können, kann ein vorgekauter Kaugummi in das Pulver gedrückt werden. Am staubigen Kaugummi kaut man solange herum bis er wieder ganz klebrig ist und wiederholt den Vorgang bis der halbe Teelöffel aufgebraucht ist. Die Wirkung setzt nach etwa einer halben Stunde ein und erweist sich bei dieser Dosierung und Konsumform als beruhigend, angstlösend und zaubert ein frohes Gemüt. Die Dosis kann auf bis zu zwei Gramm erhöht werden, was die euphorisierende Wirkungsweise stärker zum Vorschein treten lässt.
Zieht man die gerauchte Variante vor, kombiniere man jenen halben Teelöffel mit rauchbarem Pflanzenmaterial. Das Pulver kann beispielsweise in eine Zigarette gedreht werden. Dazu streut man etwas Pulver über Tabak oder eine andere Pflanze, welche sich gut rauchen lässt, wie zum Beispiel Eibisch. Hier tritt die Wirkung etwas schneller ein. Aufgepasst: Diese Pulver lassen sich nur schwer rauchen. Es sollte auf das Mischverhältnis geachtet werden - eventuell ist eine Aufteilung des halben Teelöffels auf zwei oder drei Zigaretten ratsam.
Für konventioneller gesinnte Kandidaten ist die Tee-Form eine Alternative, bei welcher bis zu zwei Gramm Kanna-Pulver und Wasser miteinander vermischt werden.
Die gewünschte Menge des Pulvers wird mit heißem Wasser übergossen, einige Minuten ziehen gelassen und dann inklusive des Pulvers getrunken. Die Wirkung entfaltet sich wie beim Kauen und setzt ebenso nach etwa einer halben Stunde ein.
Schnupfer sollten mit dem Pflanzenextrakt sparsam umgehen: hierfür eignen sich minimale Mengen des Extrakts. Eine Messerspitze kann schon ausreichen. Da es verschiedene Extrakte gibt, taste man sich vorsichtig heran. Bereits eine sehr kleine Dosis kann die Schweißproduktion anregen. Kurz darauf stellt sich eine Euphorie ein und Berührungen können intensiver wahrgenommen werden. Wenn die euphorische Wirkung abklingt, geht sie in eine tiefe Entspannung über. Die Extrakte eigenen sich für den Alltag.
Sceletium Tortuosum ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und darf nicht mit Monoamine Oxidase-Hemmern (MAO-I), wie Peganum harmala, Banisteriopsis Caapi und Yohimbe kombiniert werden.
Traditioneller Gebrauch: Schnupfen / Verdampfen / Kauen / Tee (1/2-1TL)