Die Ashwagandha-Wurzel (Withania somniferum), auch genannt Schlafbeere, verrät ihren Anwendungsbereich bereits im Namen und gilt als eine der bedeutsamsten Pflanzen des Ayurveda. Traditionell wird sie als beruhigendes Präparat bei stressbedingten Schlafstörungen und zur Stärkung der Schilddrüse eingesetzt. Auch als Withania somnifera bekannt, zählt die Schlafbeere zur botanischen Gruppe der Nachtschattengewächse. Synonyme lauten Winterkirsche und Indischer Ginseng. Der Begriff „Ashwagandha“ jedoch stammt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt so viel wie „Geruch des Pferdes“, da die Wurzeln geruchstechnisch stark an den Duft der Einhufer erinnern.
Die Pflanze liebt sandige bis kiesige Böden und erreicht bei guten Standortbedingungen eine Wuchshöhe von bis zu 160 Zentimetern. Äußerlich kennzeichnen das krautige Nachtschattengewächs eiförmige bis längliche Blätter von minziger bis olivgrüner Farbe. Die Blattunterseiten sind mit feinen Haaren besetzt. In ihrer Blütezeit zwischen Juli und September bildet die Pflanze glockenförmige Blüten, aus denen sich leuchtend rote Beerenfrüchte entwickeln.
„Somnifera“, ein lateinischer Terminus, setzt sich zusammen aus „somnus“ und „ferre“, was „schlafbringend“ bedeutet. Als ursprünglich asiatisches Gewächs ist Ashwagandha mittlerweile in vielen tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas zu finden, sowie in Griechenland, Spanien und der arabischen Halbinsel. Obgleich Ashwagandha auch den Namen Schlafbeere trägt, finden nicht die Beeren in der Heilkunde Anwendung, sondern die Wurzeln und Blätter.
Die Neugier auf die nachgesagten Heilwirkungen bringen uns dazu, einen Blick unter die Erdoberfläche zu werfen, wo sich die dicke, weißlich bis leicht bräunliche Wurzel mit ihrem interessanten Mix aus sekundären Pflanzenstoffen befindet. Die Forschung der westlichen Welt zeigt besonderes Interesse an den natürlich vorkommenden Withanoliden mit den Leitsubstanzen Withanolid A, Withaferin A und Withanolid D. Darüber hinaus liefert die Pflanze weitere sekundäre Inhaltsstoffe wie Saponine, Gerbstoffe und Flavonoide sowie reichlich Eisen.
Das Einsatzspektrum der „Königin des Ayurveda“ ist reich: Im traditionellen, ayurvedischen Umfeld wird die Wurzel seit Jahrtausenden bei Schlaflosigkeit, Angstzuständen, Traumata, Gelenkschmerzen, Impotenz, aber auch zur Verbesserung der Konzentration und Hirnleistung verwendet. Als Adaptogen, also einer Pflanze, die den Anwender stressresistent macht, soll Ashwagandha dem erhöhten Cortisolspiegel lindernd entgegenwirken und bei generalisierten Angst- und Panikstörungen ähnliche Abhilfe schaffen wie das Benzodiazepin Lorazepam (Tavor). Anwender berichten, dass die erleichternden Wirkungen umso spürbarer waren, je höher die Dosierung angesetzt wurde und Beschwerden wie Tremor, chronische Müdigkeit, Furcht, Mundtrockenheit, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Ausgelaugtheit nachließen. Dies bedeutet nicht, dass man die Wurzel bis ins Unermessliche konsumieren sollte, zeigt aber wohl auf, dass eine individuelle Abstimmung der Dosierung gut und risikofrei im Selbstversuch möglich ist.
Erfahrungsberichte zeugen zudem von einer Besserung bei Bluthochdruck, Schilddrüsenleiden wie Hashimoto, psychischen Problemen wie Schizophrenien, und erhöhten Blutzuckerwerten. Frauen mit Wechseljahresbeschwerden sowie Männer mit Testosteronmangel geben an, diese Beschwerden mit regelmäßiger Ashwagandha-Anwendung erheblich reduzieren zu können.
Wer zu Recht von den mannigfaltigen Künsten der Schlafbeere beeindruckt ist, tut richtig damit, ein paar Anwendungshinweise zu beachten:
Damit Ashwagandha ihren gewünschten Effekt entfalten kann, ist das richtige Timing gefragt. Um in den Genuss des stressabschirmenden Effekts der Schlafbeere zu kommen, sollte Ashwagandha idealerweise vor einer Mahlzeit eingenommen werden. Wer abends schwer in den Schlaf findet und Ashwagandha als pflanzliches Sandmännchen verwenden möchte, sollte die Schlafbeere vor dem Schlafengehen verzehren.
Es sei angemerkt: Gut Ding braucht Weile. Wie viele Naturheilmittel, braucht auch Ashwagandha einigwe Tage bis Wochen, bis sie spürbar wirkt und ist in ihrem Wirktempo von der Beschaffenheit des jeweiligen Anwenders abhängig.
Die Schlafbeere ist als getrocknete und zerkleinerte Wurzel erhältlich. Zusätzlich lässt sich Wurzelextrakt erwerben, welches mit höherer Konzentration oft noch wirksamer als das Pulver ist.
Wer bereits tagsüber vom stresssenkenden Effekt der Wurzel profitieren möchte, ohne Furcht, in einen Murmeltierschlaf zu fallen, ann zwei bis vier Gramm zweimal täglich einnehmen. Eine Dosis sollte am Abend erfolgen. Das Pulver verrühre man je nach Geschmack in reichlich Wasser oder Furchtsäfte. Auch kann es in Müslis hineingemischt werden; allerdings sollte beachtet werden, dass die Wirkung in Verbindung mit Nahrung schwächer ausfallen kann. Idealerweise hält man Abstände von circa einer Stunde bis zur nächsten Mahlzeit ein.
Wer einen ayurvedischen Schlaftrunk – bitte abends! – ausprobieren möchte, wage sich gerne an folgendes Rezept:
1 TL Ashwagandha-Pulver
2 Prisen Kurkumapulver
2 Prisen Kardamompulver
1 Prise Kreuzkümmelpulver
1 Prise Nelkenpulver
1 Prise Zimtpulver
250 ml Hafermilch
1 TL Yaconsirup
Man mische alle Zutaten beherzt in einem Topf zusammen und erwärme sie leicht. Der Drink lässt sich eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen genießen.
Anmerlung: Auch bei übersteigerter Dosierung erweist sich die Schlafbeere als nebenwirkungsarm. Wer übereifrig konsumiert, sollte jedoch Verdauungsprobleme in Form von Durchfall einkalkulieren. Bestehen Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, möchten wir darauf hinweisen, dass Absprache mit einem Arzt vor einer eventuellen Einnahme sinnvoll sein kann. Ansonsten wünschen wir sanfte Entspannung!
Traditioneller Gebrauch: Tee (1-2 EL)
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